Ungewissheit

Susana Villares Lopez

Und dann waren die Witze übers Klopapier auserzählt. Es gab tatsächlich keines mehr. Es war ernst und geschah hier, bei uns vor der Tür. Man durfte nicht mehr reisen, sich nicht mehr umarmen. Die Stadt wurde still. Alle blieben zu Hause. Samstag um Mitternacht habe ich, anstelle betrunkener Party-People, Füchse auf der Schlesischen Straße gesehen.

Das Leben der anderen wurde sichtbar, indem es sich nach draußen, auf die Balkone und an die offenen Fenster verlagerte und gleichzeitig unsichtbar, weil es sich auf den privaten Raum beschränkte. Wir beobachteten uns gegenseitig: die Passanten auf der Straße und die Menschen an ihren Fenstern und auf ihren Balkonen.

Ich habe in dieser Zeit viele dieser Szenen mit der Kamera festgehalten.

Zum allerersten Mal herrschte überall Leere und Ruhe. Erholsames Schweigen.
Eine schwierige, eine dystopische Zeit. Jeder für sich. Ungewiss.
Aber auch eine Chance für Neuanfänge.